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Ich bin an der Grenze und ich blicke über den Oiopaque ans brasilianische Ufer. Für hiesige Verhältnisse  ist der Oiopaque kein grosser Fluss, aber immer noch einiges breiter als der Rhein bei Basel. In einen motorisierten Weidling setzte ich ans ander Ufer über.

Und bin ohne Passkontrolle, Polizei oder Zoll in Amzonien angekommen und auch in einer anderen Welt. Staubige Strassen, müde Autos und viele die sich um mein Wohl kümmern wollen und vorallem niemanden mehr der Englisch oder Französisch spricht.

Voller Erwartungen auf wilde Natur und ungestörte Tierwelt mache ich mich daran einen Tripp für ein paar Tage im Urwald zu buchen. Nur finde ich niemand der auch nur jemanden kennt der einen Ahnung hat wer das machen könnte. So reise ich trotz der Nähe von 100 km vom nächsten Naturschützgebiet zur nächten grössern Stadt, Macapa der Hauptstadt vom Bundestaat Amapá.

Die Fahrt mit dem Bus dauert für rund 800 km rund 14h, mehrheitlich auf Dreckpisten. Und ich bin erstaunt über die Veränderung der Landschaft. Gleiches Klima wie in Guiana aber weite meist vertrocknete Weideflächen prägen das Landschaftsbild. Das ist die Kehrseite des fehlenden Wohlstands und Sozialsystemes: Hier muss gearbeitet werden um den Lebensunterhalt zu verdienen und die Miete dazu zahlt der Urwald.

 In Macapa sehe ich ihn dann zum ersten Mal aus der Nähe, den nördlichen Amazonas. Und was sich da präsentiert übertrifft all meine Vorstellungen von einen grossen Fluss. Das andere Ufer ist kaum zu erkennen und ist mindestens 10 Km entfernt, es passieren grosse Hochseeschiffe und auch die Möven haben Ozean Format. In Macapa ist nicht viel zu erforschen ausser dem grössten portugiesischen Fort in Brasilien und dem äquator Denkmal, denn die Stadt liegt genau auf dem äquator. Jawohl auch ich bin nun mal mit einem Fuss im Norden und mit dem anderen im Süden gestanden. Doch auch hier gibt´s keine Touristen(angebote) und schon gar nicht jemanden der eine Fremdsprache spricht.

So treibt mich mein Wunsch nach Natur und Abenteuer weiter in das Landesinnere, ich kaufe mir einen Platz oder besser ein Schwingraum für meine Hängematte auf einem der Amozonas Dampfer. Für die nächsten 3 Tage / 2 Nächte ist das mein Zuhause. Stundenlage geniesse ich die Aussicht auf die nun wieder endlosen Regenwälder. Hin und wieder padelt aus einer kleinen Siedlung jemand mit dem Kanu längsseits um die bestellten Waren abzuholen. Lieferdienst auf Brasilianisch: Alle 3 Tage kommt ein Schiff und wirft das bestellte in den Fluss vor der Haustüre. Ich verbringe meine Zeit nebst Lesen mit gestenunerstützter Konversation, natürlich spricht niemand eine Frendsprache. Unterhaltsam ist aber auch das Betrachten der mitgebrachten Fotos aus der Schweiz. Vorallem die Berge, der Schnee und die Vorstellung dass es keinen Mangos, Ananas, Melonen, Reis, Papaya und Palmen bei uns gibt erstaunt alle. So gelange ich gut ausgeruht nach Santarem, in eine typisch nord-brasilianische Kleinstadt rund 850 Km von Macapa und 750 Km von Manaus entfernt.

Santarem ist berühmt für den Zusammenfluss des  Rio Tapajós mit klarem Wasser und dem Amazonas mit braunem Wasser. Natürlich wäre jeder für sich schon gross, aber wie alles hier in Brasilien sind die zwei Flüsse nach dem Zusammenfluss riesig. Und in Santarem gibt´s nebst guter Churascarias und einladenen Fruchtsaft-Baren ( Mindestens 20 verschiedene Früchte mit abenteurlichen Namen ) vor allem jemand der Englisch spricht und mich auch in den Urwald führen wird.

So fahren wir dann 80 Km auf Derckpisten bis zum nächsten Urwald und ich tauche in die ersehnte Wildniss. Wir wandern den ganzen Tag durch dieses dichte Grün, immer wieder wird einen neue Pflanze erklärt. Vorallem die Luftwurzeln die auch als Wasserversorgung für uns dienen könnten gefallen mir. Nur fällt jeder meiner Versuche fehl diese wieder zu erkennen und ich würde wohl im Notfall auch ungeniessbare Safte kosten. Oder der Milchbaum dessen Saft tatsächlich schmackhaft nach Soja-Milch schmeckt. Tiere sind natürgemäss selten zu sehen. Doch wir haben Glück und finden ein Faultier dass unspektakulär Faul rumhängt, umso spannender ist dann eine Baby Kobra, welcher unser Guide fast zertrammt, aber achtung auch kleine Schlangen haben grosse Wirkung. Als akustische Beigabe hören wir regelmässig Affen lauter schreinen als ein Jumbo beim Start heult. Um was es geht weiss ich nicht, aber anscheinend ist diese Affenart das lauteste Lebewesen auf Erden, was ich gerne glaube. Zum Abschluss essen wir bei einem Kleinbauern am Waldrand wo sich Sau, Hund, Huhn und Mensch den Platz am Esstisch friedlich teilen. Und als Abkühlung und zum Verdauen baden wir in einem kleinen aber erstaunlich wasserreichen und tiefen Bächchen.

So endet nun meine Jagdt nach Urwald mit einem kurzen Tripp ins ersehnte Grün. Ich denke dass zeigt auf wie modern Brasilien geworden ist. Selbst in so entfernten Orten wie Santarem wird das Land intensiv genutzt, auch Internet ist hier so selbstverständlich wie bei uns. Die Bilder der Naturidylle in Brasilen, die wir uns so gerne vorstell(t)en, haben wohl nur nach in einem kleinen Teil dieses riesen Landes ihre Gültigkeit. Wobei ich gut verstehe, dass die Bewohner hier keine Wahl haben und das Land urbar machen müssen um zu überleben.

Zum Abschluss meiner Amazonaszeit fliege ich nach Belém, dem Tor zum Amazonas. Kolonoialbauten prägen die Stadt und nicht umsonst heisst der alte Markt Ver-O-Peso (Achte aufs Gewicht) den hier verzollten die Portugiesen sämtliche Waren die den Amazonas passierten. Die alten Gebäude hier strahlen noch immer den alten Kolonialstolz und Reichtum aus. Belem selbst ist eine friedliche Stadt mit vielen gut gepflegten Pärken und einem biologie Museum das nach einem Schweizer namens Goeldi benannt ist.
Vorallem habe ich aber die Zeit in Belem genossen, da ich mich mit Englisch und Französich verständigen konnte und so leicht mit den offenen und liebenswerten Belemer in Kontakt kam. Nach rund 2 Wochen unfreiwilligem ´Schweigen´ durchaus eine Wohltat.

 Meine nächsten Ziele sind Strand und Mehr ...

 Liebe Grüsse aus dem wünderschönen Brasilien

Beat