Tritts du im Morgenrot daher, sehe ich dich im Strahlenmeer.......


Nach exakt 144 Tagen in der "Wildnis Schwarzafrikas" bin ich zurück in der Schweiz.
Eigentlich besuchte hier nicht meine Heimat sonder ein weiteres Land auf meiner
West-To-East Tour. Ich reiste also mit dem Hut des Weitgereisten und der Brille
eines West-Afrika gewöhnten in der Schweiz ein.
Und vieles erscheint im neuen Licht.


Liegt die Schweiz im Sterben?

Ich besuche als erstes die Bahnhofstrasse und suche die Zukunft unseres Landes,
erfolglos. Verzweifelt gehe ich in etwas familienfreundliche Stadtteile auch da finde
ich sie nicht. Sogar auf dem Land fehlt sie, die Zukunft des Landes. Ein letzter
Versuch, doch auch an der Landesausstellung verpufft die letzte Hoffnung!
Ja, wo sind denn die Kinder in diesem Land? Ich warne alle, jetzt! Afrika hat
eine Zukunft, die haben nämlich Kinder, überall.
Deshalb frage ich mich allen Ernstes: Liegt die Schweiz im Sterben?


Spinnen die Kachelmanns und Walchs?

Vollständig daran gewöhnt sich auf die Wetterprognosen in Afrika ("Diese Woche Sonne,
35 Grad") verlassen zu können, bin ich überrascht wie unpräzise und um so ernster die
Wetterprophten hierzulande sind. Aber, dass zuerst Höllentemperaturen und anschliessend
biblische Regenfluten das Wetter bestimmen, daran muss man sich zuerst gewöhnen!
überhaupt ist das Temperatur empfinden hier seltsam. Bei angenehmen Temperaturen von
30 Grad lege ich mir den Pullover über und wundere mich dabei über meine Sitznachbarin
im Bus, die stöhnend Schweiss von der Stirn wischend und sich über die huerä Sauhitze
beklagt.
Ich muss wirklich sagen, hier spinnen nicht nur die Kachhelmanns und Walchs, sondern
auch deren Freunde.


Est ce que la SUISSE existe ?

Das habe ich an der EXPO.02 eindringlich gelernt, die Schweiz ist auf der Suche nach sich
selbst. (Eigentlich eine amüsante Parallele zu mir, nur ist mein Budget etwas kleiner).
Doch ich muss neidlos eingestehen, dass das Image der Schweiz mit dieser Ausstellung
gefestigt wird. Perfekt organisierte Transporte, ein perfekter Reinigungsdienst,
anständige geduldige Bürger die sich stundenlang an den Warteplagen (hier streiten sich
die Fachlaute über die richtige Aussprache) in die Reihe stellen und vor allem sauber und
fachmännische Arbeit wo man hinsieht.
Jedenfalls bin ich stolz im Bewusstsein nach Hause gekehrt, dass die Schweiz so vielfältig
ist wie wir immer sagen und dass die Schweiz noch gemeinsam etwas auf die Beine stellen kann.
Für mich ist klar: La SUISSE existe!


Ist sich dem Schweizer sein Perfektionismus eigentlich bewusst?

Tagelang komme ich mir wie in einem paradiesischen Traum vor! Keine Schlaglöcher, keine
zerschlagenen Fenster, keine zerbeulten Fahrzeuge, kein Abfall auf der Strasse, selten ein
Bettler, niemand trägt löchrige Kleidung, Strom und Wasser funktionieren immer. Eigentlich
ein ideales Zuhause.
Doch zuweilen frage ich mich dann, wann es des Guten zuviel wird: Ein Verkehrskreisel aus
Marmor, Notfalltreppen an der Autobahn aus Chromstahl, handgepflasterte Parkplatzabgrenzungen,
Zone 30 Installationen aus Marmor, Füssgängerüberführungen wo's schon Fussgängerunterführungen
gibt und vor allem viele Leute im Tram mit tiefen Sorgenfalten, minimalstem Anstand und seltenem
Lachen.
Inzwischen habe ich mich an fast alles wieder gewöhnt. Ausser das mir manchmal das entspannt
lächelnde Gesicht eines Kindes in Kleidern mit Löchern fehlt, das in aller Not und trotzdem noch
anständig um ein Zustupf bettelt.
Ich befürchte, dass dem Schweizer der Preis für seinen Perfektionismus nicht bewusst ist.


Uf widerluege zum zweitä

Ein weiteres Mal nehme ich Abschied von der Heimat und fliege diesmal am 13. August nach
Süd-Ost-Asien.
In den nächsten 4-5 Monaten möchte ich Thailand, Burma(Myanmar), Laos, Kambodscha,
Vietnam und Indonesien erkunden. Im Gegensatz zum ersten Mal, gehe ich diesmal alleine auf
die Walz.
Ich freue mich darauf hin und wieder ein Bericht für die Zuhausegebliebenen zu Tippen und wünsche
allen eine gute Zeit und ein gute neues Jahr

Uf wiederluege, Beat