CAR(neval)NATAL oder die brasilianische Streetparade: Tanzen - Tanzen - Tanzen aber wilder, länger, sexier und entusiastischer als wir uns das vorstellen.

Ich glaube die Brasilianer haben so etwas wie die ein Duracell-Gen eingepfanzt. Kaum hören sie Musik beginnen sie zu Tanzen, Wippen und Klatschen. Dieser Effekt scheint nicht altersabhängig zu sein, gerade ältere Frauen entwickeln ungeahnte Energie beim Tanzen, mal abgesehen von der Lebensfreude die durch die Musik eingeflösst wird.

Aber nun zum Carnatal. Da man ja nicht 365 Tage bis zum nächsten Carneval warten will, hat man diese lebensfrohe Erfindung gemacht. Am ersten Dezember Wochenende kommen all die brasilianischen Stars, sozusagen der Polo, der Göla, die Sina und die Plüschs, nach Natal und ziehen auf ihren Soundmobiles durch Natal. Die Mobiles tragen so phanasievolle Namen wie ´Chiclette com Banana´ oder ´Coco e Cerveja´ und durchqueren in 2 Runden eine 1.5 Kilometer lange Tribune die Sambadrom genannt wird. Zwischen den Runden wird die Stadt in weitem Bogen durchquert und natürlich werder Musik noch Tanz unterbrochen. Die Polos von Brasilien singen also problemlos 6 Stunden ununterbrochen durch.

Natürlich ist das nicht gratis und so muss man sich für eine der Bands entscheiden und ergattert sich auf dem Graumarkt zu unverschämt erhöhten Preisen ein Leibchen der ersehnten Gruppe, als Eintrittsbillet. Natürlich bilden sich so auch die Gesellschaftsklassen ab. Bei Ivette Sangalo kostet der Eintritt schnell mal 300 Real, dem brasilianischen Monatsmindestlohn. Aber bei weniger populären Bands wie Margareth Menenzes ist man auch schon für 60R (35CHF) mit dabei. Dem entsprechend ist hier auch das Publikum jünger und dunkler.

Aber die Freude am Tanzen ist bei allen ungebrochen und ich lasse mich von der Tanzfreude anstecken und tanze die gut 6 Stunden voller Freude und Enthusiasmus durch. Wo bei der klassische Samba wie wir ihn kennen eigentlich selten gespielt wird, denn die Brasilinische Musikwelt ist sehr vielfältig. Der uns bekannte Samba wird eigentlich nur in Rio gespielt.

Ebenfalls interessant ist es die Launen und Reaktionen der dicht gedrängten Menschenmassen während dem Umzug zu beobachten. Begeisterung und Nahezupanik wechseln sich augenblicklich ab. Da viel Alkohol konsumiert wird und die Brasilianer durchaus heissblütig sind, kommt es immer wieder zu tätlichen Auseinandersetzungen unter Teilnehmern.  Welche mit für uns ungewohnter Härte von den Sicherheitskräften nieder geknüpplet werden. Natürlich führt das jedes Mal zu dichtestem Gedränge und auch schnellen Bewegungen der Masse. In so einem Moment besser nicht hinfallen ;-) Und 10 Sekunden später ist alles vorbei und jeder Lacht und Tanzt augenblicklich und das vorherige scheint vergessen zu sein.

Ich habe mich in den 2 Tagen Carnatal bestens amüsiert und mich in diesem Enthusiamus und dieser Lebensfreude gerne treiben lassen. Die Lust auf mehr ist jedenfalls geweckt und ich würde gerne einmal den grössten Strassenkarneval, den in Salvador de Bahia, erleben.

Mit schwungvollen Grüssen aus Natal

Beat