Laos Langsam

Willkommen in der PDR Laos, dem Koenigreich der Langsamkeit. Wenn sie
denken, dass sie wissen was langsam genauestens bedeutet, dann lernen
sie hier viel dazu.

(PDR Heisst Peoples Democratic Republic. Haben sie schon mal eine
Demokratie gesehen, die nicht dem Volk gehoert?)

Langsam setzten wir von Thailand ueber den Mekong und fuellen dann
gemaechlich in das langsam verblichenen Formular unseren Namen ein.
Doch noch lange nicht genug! Laenger geht das Geldwechseln, fast das
gleiche verblichenen Formular, aber das Geldzaehlen dauert sehr
lange. Fuer 100USD, soviel wechsele ich, gibt's 220 Scheine a 5000KIP.
Das Zaehlen dauert wirklich lange und zum Glueck habe ich noch etwas
Platz fuer die Million im Rucksack.
Schlussendlich funktioniert alles, nur eben langsam.

Langsam faehrt das allmaehlich 'muede' Tucktuck zum Pier. Ich habe
mich zur Fahrt mit einem Slow-Boat (englisch fuer Langsames Boot)
entschieden. Ueber 2-3 Stunden trudeln langsam viele Touristen ein
bis wir nach langen Verhandlungen ablegen. Ein gar nicht langsamer
Versicherungsvertreter verkauft eine anscheinend obligatorische
Reiseversicherungen an die etwas langsamer denkenden. Nachdem er
genuegend Opfer gefunden hat legt das Boot langsam ab und langsam
tuckern wir den Mekong hinunter.

Der Mekong ist aufgrund der Regenzeit hoch und von kraeftigem Braun.
Zuerst durch nur durch leicht huegeliges und wenig bewaldetes Gebiet
doch langsam werden die Taeler enger und der Fluss windet sich in
vielen Windungen durch den nun unversehrten Regenwald. Wieder zeigt
Natur welchen Ueberlebensdrang und wieviel Kraft in ihr steckt.
Irgendwo verladen ein par Arbeiter mit einem Elefanten Holz.
Manchmal bilden sich kleine Stromschnellen doch der Bootsfueher
fuehrt das "Langsame Boot" sicher durch alle Hindernisse.

Nach 2 Tagen Fahrt mit einem Stop fuer die Nacht legen wir in Luang
Prabang. Die ehemalige Koenigsstadt ist nun ein huebsches
verschlafenes Staedchen. Von der Unesco zur 'World Heritage'
gekuehrt, zieht sie natuerlich auch viele Touristen an. Doch die
Tempel haben tatsaechlich ihren eigenen Reiz, eigenen Zauber: Wie
verschlafenen Wunderhaeuser.
Langsam bin ich den vielen Touristen dankbar, denn dank ihnen gibt's
hier Pizza, Joghurt, Spaghetti, Steaks und Rotwein. Der Abschied
faellt mir lange schwer, denn die nachste Nudelsuppe mit Chinese Tea
kommt bestimmt.

Das Tucktuck und spaeter der Pickup holpern langsam Richtung Norden,
Pack Beng ist das Ziel. Maerkte wie in lang vergessenen Zeiten,
Frauen mit farbigen Tuechern auf dem Kopf und knorrige Bauern
begutachten an einfachen Staenden die Waren. Ich sehe die scheonste
Zahnluecke meiner Reise. Sie gehoert einer undendlich alten Frau,
kaum 1 Meter 40 gross, mit einem riesigen gelben Sonnenschirm. Welche
den Platz zufrieden lachend verlaesst.
Ich fuehle mich wunderbar, wiedereinmal bin ich nach dem
fortschrittlichen Bangkok dem Griff des modernen Lebens entkommen.

Die Landschaft wird langsam aber stetig immer gebirgiger. Ich bin auf
dem Weg nach Suan Hin. Bald kann der ueberladene Wagen nur noch im 1
und 2 Gang fahren. Aufwaerts hat er sonst zu wenig Kraft und abwaerts
wuerden wohl die Bremsen versagen. Etwas spaeter besteige ich einen
Bus und vor der Abfahrt werden Kotztueten verteilt. Die Strassen sind
so kurvenreich und ohne Ende, dass die Tueten nicht viel spaeter rege
benuetzt werden. Die armen Teufel reisen wohl nur wenn es notwendig
ist, denn ein Trip von Vientienne in den entfernten Norden dauert
fast 2 Tage. Dafuer werden wir vom Chauffeur lautstark mit langen
Geschichten und Witzen unterhalten. Die anderen Passagiere kugeln
sich vor Lachen.

Laos bietet aber auch Mystik. Alle Freunde von Stone Hedge und
Kornkreisen muessen langsam aber sicher aufpassen!
Nach der erwaehten langsamen und kurvenreichen Fahrt, treffen wir in
Suan Hin ein. Eigentlich weiss ich gar nicht was ich da suche, schon
das gehoert zur Mystik. Aber jemand hat mir gesagt da gaebe es eine
praehistorische Staette. Ich marschiere los und dann sehe ich sie.
Unzaehlige Steinplatten in merkwuerdiger Anordung aufgestellt. Grosse
und kleine, runde und eckige. Lange versuche ich eine Erklaerung zu
finden. Schlussendlich lasse ich mich auf dem groessten Stein,
vielleicht dem Opferaltar, nieder und mache ein Nickerchen zu ehren
meines Mittagessens. Auch das sind Opfer.
Spaeter nach einer Tagereise (160km) in den Sueden geht's zum naechsten
Raetsel. Die 'Plain of Jars' in Phonsavan. Seit langer Zeit stehen
hier bis zu 3 Meter hohe, aus Sandstein gefertigte, Kruege. Die
Gelehrten kennen weder von den Funden in Suan Hin noch von denen in
Phonsavan den Zweck und oder das Alter. Unsere Reisegruppe findet
wenigstens eine neue Verwendung und wir spielen um ein paar Biere
Basket- oder besser Jar-Ball.

Doch Phonsavan hat noch weitere, wenn auch traurigere,
Sehenswuerdigkeiten. Hier fand im Vietnamkrieg 'the other party', so
der CIA Codename, statt. Diese Region hatte die hoechste Bombendichte
die je in einem Krieg erreicht wurde. Es gibt hier Doerfer, die zur
Haelfte aus Ueberresten vom Krieg gebaut sind. Einzig die zum
Blumenbeeten umfunktionierten Bombenhuellen sehen friedlich aus.
Langsam erholt sich die Natur wieder von den Eingesetzten Chemikalien
und die unzaehligen Bombenkrater werden auch langsam ueberwuchert.

Mit dem Militaerlastwagen geht's weiter. Langsam kaempfen wir uns
ueber einen Pass, es gibt hier nur Schlammpisten. Doch die Aussicht
auf ein phantastisches Nebelmehr entloehnt uns fuer die Geduld. Das
die Zeit in den durchquerten Doerfern langsamer geht, brauche ich
sicher nicht zu erwaehnten. Schussendlich treffen wir in Vientienne,
der wohl gemuetlichsten Hauptstadt der Welt ein. Ich geniesse wieder
einmal Joghurt zum Fruhstueck und Steaks zum Znacht.

Mit langsamen aber herzlichen Gruessen aus der PDR Laos
Beat


PS Noch ein Tipp fuer die Knobler unter den Lesern (Siehe 2.
Burmabericht). Alle Loesungsworte sind im Deutschen (aber nicht im
Franzoesichen oder Englischen ) einsilbig.